Ethik und Berufsethik sind grundlegende Aspekte der schamanischen Praxis, die die Integrität, die Sicherheit und die Effizienz der Arbeit des Praktizierenden gewährleisten. Sie beruhen auf einer Reihe von Prinzipien und Regeln, die das Verhalten des Schamanen in seiner Beziehung zu den Patienten, den Geistern und der Gemeinschaft leiten.
Eines der wesentlichen ethischen Prinzipien ist der Respekt vor Traditionen und Älteren. Der Schamane ist der Hüter eines uralten Wissens, das er ehren und bewahren muss. Er lernt von seinen Älteren, hört ihnen mit Demut zu und folgt ihren Lehren mit Sorgfalt. Er achtet darauf, die ihm übermittelten Kenntnisse nicht zu entstellen oder sich unrechtmäßig anzueignen, sondern sie in Respekt vor ihrer Integrität fortzuführen.
Der Schamane ist auch zur Nichtbeurteilung, Vertraulichkeit und therapeutischen Schweigepflicht verpflichtet. Wenn ein Patient ihn aufsucht, nimmt er sein Leiden mit Mitgefühl und Wohltätigkeit auf, ohne die Person oder Situation zu beurteilen. Er respektiert strengstens die Vertraulichkeit der ihm anvertrauten Informationen und gibt sie an niemanden weiter, es sei denn, es besteht eine gesetzliche Verpflichtung oder eine unmittelbare Gefahr. Diese Pflicht zur Verschwiegenheit ist wesentlich, um ein Vertrauensklima und Sicherheit zu schaffen, die zur Heilung förderlich sind.
Ein weiterer wichtiger berufsethischer Grundsatz ist die informierte Zustimmung und die Verantwortung des Patienten. Der Schamane muss den Berater klar über die Art seiner Intervention, ihre Grenzen und möglichen Risiken informieren. Er stellt sicher, dass der Patient in voller Kenntnis der Sachlage zustimmt und keinerlei Druck ausgesetzt ist. Er ermutigt den Patienten auch dazu, Akteur seiner Heilung zu sein, indem er ihm Werkzeuge gibt, um die therapeutische Arbeit eigenständig fortzusetzen.
Die Demut, Integrität und Selbstarbeit sind ebenfalls unverzichtbare Qualitäten für den schamanischen Praktiker. Er erkennt an, dass die wahre Heilkraft nicht von ihm, sondern von den Geistern und Naturkräften kommt, die er anruft. Er sucht nicht nach Aufmerksamkeit oder Selbstbehauptung, sondern stellt sich demütig in den Dienst des therapeutischen Prozesses. Er bemüht sich auch, in seinem persönlichen Leben kohärent mit den Prinzipien zu sein, die er lehrt, indem er Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Transparenz pflegt. Schließlich betrachtet er die Selbstarbeit als unerlässliche Voraussetzung, um andere gerecht begleiten zu können. Er unterzieht sich einer strengen Disziplin, um seinen Körper und seinen Geist zu reinigen, sich seinen eigenen Schattenseiten zu stellen und seine Herzensqualitäten zu entwickeln.
Der Schamane muss sich auch der Grenzen seines Kompetenzbereiches bewusst sein und den Patienten bei Bedarf auf andere Fachleute hinweisen. Er unternimmt keine Bemühungen, die allopathische Medizin zu ersetzen, sondern bietet einen ergänzenden Ansatz, der auf den subtilen Dimensionen des Wesens konzentriert ist. Bei nachgewiesenen organischen Krankheiten, schweren psychiatrischen Störungen oder lebensbedrohlichen Notfällen zögert er nicht, dem Patienten zu empfehlen, einen Arzt oder Spezialisten aufzusuchen.
Ein Beispiel für ein ethisches Dilemma, mit dem der Schamane konfrontiert sein kann, ist die Instrumentalisierung seines Status für Macht- oder Profitzwecke. In einigen traditionellen Gemeinschaften genießt der Schamane ein hohes soziales Ansehen, das es verlockend machen könnte, materielle Vorteile oder eine Dominanz über die Anderen zu erlangen. Die schamanische Ethik verlangt hingegen, dass er seine Gabe dem Gemeinwohl dient, mit Selbstlosigkeit und Uneigennützigkeit, ohne daraus persönlichen Gewinn zu ziehen.
Eine weitere ethische Herausforderung ist die des Respekts vor der freien Willensbestimmung des Patienten und der Nichteinmischung in sein Privatleben. Der Schamane muss sich davor hüten, dem Berater seine Ansichten oder Entscheidungen aufzuzwingen, auch wenn er glaubt, zu dessen Wohl zu handeln. Er respektiert seine Entscheidungen, seinen Rhythmus und seine Widerstände, ohne zu versuchen, ihn zu manipulieren oder dahin zu bringen, wo er noch nicht bereit ist. Er begnügt sich damit, ihn aufzuklären und ihn mit Wohlwollen zu führen, während er ihm die Freiheit lässt, seinen eigenen Heilungsweg zu beschreiten.
Zusammenfassend sind Ethik und Berufsethik die Sicherheitsleitplanken, die es dem Schamanen ermöglichen, seine Kunst mit Integrität und Unterscheidungsvermögen auszuüben, unter Beachtung der Personen, der Traditionen und der unsichtbaren Kräfte. Sie bewahren ihn davor, in die Fallen des Egos, der Macht oder der Manipulation zu geraten, und gewährleisten die Qualität und Sicherheit seiner Begleitung. Durch eine demütige, wohlwollende und verantwortungsbewusste Haltung ehrt er das Vertrauen, das die Patienten in ihn setzen, und erweist sich als würdig der heiligen Mission, die ihm anvertraut ist.
Merksätze:
– Ethik und Berufsethik sind unerlässlich in der schamanischen Praxis, um die Integrität, Sicherheit und Wirksamkeit des Praktizierenden zu gewährleisten.
– Der Schamane muss die Traditionen respektieren, mit Demut von den Ältesten lernen und das uralte Wissen ohne Verfälschung weiterführen.
– Er ist zur Nichtbeurteilung, Vertraulichkeit und therapeutischen Schweigepflicht verpflichtet, um ein Klima des Vertrauens und der Sicherheit zu schaffen.
– Die informierte Zustimmung des Patienten und seine Eigenverantwortung im Heilungsprozess sind von größter Bedeutung.
– Der Schamane muss Demut, Integrität zeigen und eine rigorose Selbstarbeit leisten. Die Heilkraft kommt von den Geistern, nicht von ihm.
– Er muss die Grenzen seiner Kompetenzen erkennen und den Patienten bei Bedarf auf andere Fachleute verweisen, denn sein Ansatz ist ergänzend zur allopathischen Medizin.
– Der Schamane darf seinen Status nicht für Machtzwecke oder persönlichen Gewinn ausnutzen, sondern muss seine Gabe mit Selbstaufopferung zum Gemeinwohl einsetzen.
– Er muss den freien Willen des Patienten respektieren, darf nicht versuchen, ihn zu manipulieren, sondern muss ihn aufklären und mit Wohlwollen leiten.
– Die Ethik ermöglicht es dem Schamanen, mit Integrität und Unterscheidungsvermögen zu praktizieren, das Vertrauen der Patienten und die ihm anvertraute heilige Mission zu ehren.
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